Friederike Heimann
In der Feuerkette der Epoche
Über Gertrud Kolmar
15. Dezember 2024, 15 Uhr
Lesung und Vortrag zum 130. Geburtstag der Dichterin Gertrud Kolmar (1894 - 1943) am Sonntag, 15. Dezember 2024, 15 Uhr im Museum Falkensee. Friederike Heimann »In der Feuerkette der Epoche – Über Gertrud Kolmar«
An Feldermark und Schneise
Die blaue Glocke hebt,
Gedicht der Nonnenmeise,
Die goldne Arabesken webt.
Das alles diente heiter,
Dem Tage, der mich ließ,
Das alles ward Begleiter
Dem Fuß der an Vergangnes stieß.
(aus: „Ein Tagebuch“, Gertrud Kolmar)
Diese Verse schrieb die Dichterin Gertrud Kolmar Ende der Zwanziger Jahre in ihrem geliebten Finkenkrug, wo sie von 1923 bis 1939 lebte. Die schöne Natur der Umgebung, die Nähe zu Pflanze und Tier, inspiriert durch diesen Ort, klingen hier deutlich an.
Gertrud Kolmar, die mit bürgerlichem Namen Gertrud Chodziesner hieß, gilt heute als eine der größten deutsch-jüdischen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Als sie und ihre Familie im Jahr 1923 von Berlin in die Finkenkruger Villa umzogen, ahnte noch niemand, dass sie eines Tages daraus mit Gewalt vertrieben werden würden. Im November 1938 wurde das Haus im Zuge der Reichspogromnacht durch die Nazis zwangsenteignet und die Dichterin musste bald darauf mit ihrem damals schon hochbetagten Vater in ein sogenanntes „Judenhaus“ nach Berlin Schöneberg umziehen. 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Noch in ihren letzten Briefen erinnert sie sich wiederholt an Finkenkrug als ihr „verlorenes Paradies“.
Die Autorin und Literaturwissenschaftlerin Friederike Heimann trägt dazu Auszüge aus ihrem Buch „In der Feuerkette der Epoche. Über Gertrud Kolmar“ vor, das 2023 im Jüdischen Verlag bei Suhrkamp erschienen ist.
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